[Projekt] Einrichtung einer VoIP-Telefonanlage auf Asterisk-Basis

Im heutigen Blogeintrag berichten wir von der Einrichtung unserer eigenen Telefonanlage, die wir vor wenigen Wochen in Betrieb genommen haben.

Die Ausgangssituation:
Bisher nutzten wir die Fritzbox von KabelBW mit einigen Cisco SPA525-G Telefonen als Telefonanlage. Es stellte sich jedoch mit zunehmender Mitarbeiterzahl heraus, dass Durchwahlen, Rufgruppen, mehr als zwei Telefonleitungen und Ferneinwahl unumgänglich sind.

Die Entscheidungsfindung:
Aktuell gibt es eine Reihe von Möglichkeiten, wie man die Aufgabenstellung „Telefonie“ lösen kann: über diverse Angebote der großen Telefongesellschaften (sei es über klassische ISDN oder VoIP), über im Web gehostete Telefonanlagen oder über selbst eingerichtete Telefonlagen (ISDN oder SIP-Trunking).
Wir entschieden uns für eine SIP-Trunk-Lösung und eine VoIP-Telefonanlage auf Asterisk-Basis, da es das Ziel war, möglichst viele Einstell- bzw. Erweiterungsmöglichkeiten und geringe Kosten zu haben. Zusätzlich haben wir einen 100er Rufnummernblock bestellt, damit eine ausreichende Anzahl an Durchwahlen zur Verfügung stehen.
Im Speziellen fiel die Wahl auf freepbx, das wir auf unserem Server in eine virtuelle Maschine auf Hyper-V-Basis installiert haben. Die Distribution lässt sich bequem als ISO herunterladen und ist direkt nach der Installation bereit zur Konfiguration.

Die Umsetzung:
Nach der Installation gibt es vier Punkte die für eine Basis-Konfiguration vorzunehmen sind:

1. Einrichtung SIP-Trunk:
Hier sind vor allem der „Register String“ und die Peer-Details wichtig. Diese Informationen stellt im Normalfall der SIP-Trunk-Anbieter zur Verfügung. Zudem muss die „Outbound CallerID“ angegeben werden, das geschieht hier im Format „0049+Vorwahl+Rufnummer“. Als Art der Rufnummerübertragung auf Seiten des SIP-Trunks (CLIP no screening) haben wir als Einstellung „Remote Party ID“ gewählt, somit wird die „Outbound CallerID“, die in der SIP-Trunk-Einstellung in freepbx konfiguriert ist, übertragen.

2. Einrichtung outbound routes
In diesem Punkt sind vor allem die „Dial Patterns“ erwähnenswert; damit wird angegeben, wie anzurufende Rufnummern auszusehen haben. Für eine Basis-Konfiguration reichen hier schon „+.“ zur Erkennung von beispielsweise +49 und „XX.“ zur Erkennung von zum Beispiel 0049. Weitere Erklärungen zu diesem Thema sind sehr rasch via Google zu finden.

3. Einrichtung inbound routes
Die eingehenden Routen sind zur Verteilung der Anrufe bestimmt. In unserem Fall haben wir hier eine default-route für alle Rufnummern des Rufnummernblocks angelegt, und einzelne Routen für die Rufgruppen und direkten Durchwahlen.

4. Einrichtung extensions
Im Reiter „extensions“ sind die einzelnen Accounts konfigurierbar mit entsprechender „Outbound CallerID“ die dann diejenige in (1) überschreibt. Diese sollte hier im Format „NAME“ <0049….> vorliegen.

Erste Erfahrungen:
Bisher läuft unsere Telefonanlage tadellos. Da wir über eine redundante WAN-Anbindung verfügen, konnten wir auch den Ausfall eines Internetanschlusses testen. Problemlos lief die Verbindung zum SIP-Trunk weiter, laufende Gespräche sind natürlich unterbrochen worden. Die Option des Telefonierens über einen Softclient via VPN aus dem Homeoffice ist nützlich und sinnvoll. Sollten allgemeine Fragen oder Fragen zur Konfiguration bestehen, können Sie sich gerne an uns wenden.

FreePBX-Administrationsoberfläche

[Projekt] Migration einer ISDN-Telefonanlage auf Voice over IP (VoIP)

Screenshot der Swyx-Software

Im heutigen Blogeintrag behandeln wir den Abschied von klassischer ISDN-Telefonie und den damit einhergehenden Umstieg auf IP-Telefonie.

Es handelt sich um folgendes Szenario, das wir bei einem Kunden vorgefunden haben:

  • ISDN-Telefonanlage eines französischen Herstellers mit 8 ISDN-Anschlüssen
  • 50 Systemtelefone
  • Mehrere tragbare DECT-Telefone
  • Ein Faxgerät
  • Anbindung einer Türsprechanlage per a/b Schnittstelle
  • Diverse Gruppenruffunktionen
  • Anrufweiterschaltungen und individuelle Wartemusik
  • spezielle Anrufbeantworter an verschiedenen Tagen bzw. verschiedenen Uhrzeiten

In der Planungsphase wurden Angebote und Präsentationen verschiedener Telefon- und VoIP-Anbieter eingeholt, letztlich fiel die Entscheidung auf ein Produkt, das seit einigen Jahren bei einem weiteren Kunden erfolgreich im Einsatz ist. Es handelt sich um eine IP-Kommunikationslösung aus dem Hause Swyx.

In der Umsetzungsphase erfolgte die Grundinstallation der Software auf einem virtuellen Windows 2008 R2 Server durch die Telefongesellschaft. Darüber hinaus wurden ein ISDN-Gateway (der aktuelle Anschluss ist noch auf ISDN-Basis und wird in ein bis zwei Jahren auf IP umgestellt) und ein a/b-Gateway im Serverraum eingebaut. Es besteht die Möglichkeit einer Active Directory-Integration, die wir jedoch nicht gewählt haben, da sehr viele Telefone nicht von einer Person (die jeweils einen eigenen AD-Account hat) sondern von mehreren Personen mit gleicher Rufnummer abwechselnd genutzt werden.

Vor der Konfiguration der Telefonanlage ist es ratsam, für die Telefone feste DHCP-Adressleases im DHCP-Server zu definieren. Die Konfiguration der Telefonanlage erfolgt über eine MMC-Konsole und ist sehr übersichtlich gehalten

Zunächst wird eine Trunk-Gruppe angelegt, die die Verbindung zur „Außenwelt“ herstellt. Momentan läuft diese – wie bereits erwähnt – über den ISDN-Gateway. Sobald die Umstellung auf einen IP-basierten Anschluss abgeschlossen ist, lässt sich hier (siehe Grafik 1) eine Verbindung zum SIP-Gateway in wenigen Klicks einrichten und anschließend die alten Trunks einfach löschen. Schließlich muss nur noch der ISDN-Gateway aus dem Rack ausgebaut werden.

Danach erfolgt das Anlegen der Nutzer und der verschiedenen Gruppen, die später für Gruppenrufe usw. genutzt werden können. Es gibt eine große Bandbreite von Konfigurationsmöglichkeiten hinsichtlich Berechtigungen (bspw. darf ein Nutzer nur innerdeutsch telefonieren) und Beziehungen zwischen Benutzern. Gemäß Kundenwunsch haben wir noch einige Call-Routings definiert, die unter anderem Anrufe außerhalb der Geschäftszeiten auf die Mailbox weiterleiten oder – falls alle Anschlüsse belegt sind – diese auf eine weitere Mailbox umleiten.

Auf den Computern ist ein Softclient installiert, der angenehmes Telefonieren über das Headset möglich macht. Ein weiterer Vorteil ist die Outlook-Integration: im Client sind sämtliche Kontakte aus Outlook zu sehen. Trotz des Softclients haben wir an häufig genutzten Arbeitsplätzen auf Wunsch des Kunden einfache Telefone verteilt, die per PoE mit Strom versorgt werden.

Die analogen Mobilgeräte haben wir durch SIP-Clients auf den Smartphones ersetzt, was sich bisher in der Praxis bewährt hat.

Die Türsprechanlage war bereits über eine Doorline-a/b-Schnittstelle mit der Telefonanlage verbunden und musste lediglich an den a/b-Gateway der neuen Lösung angeschlossen werden.

Die Praxiserfahrung zeigt bisher, dass die Telefonie zuverlässig und in sehr guter Sprachqualität arbeitet. Ein weiteres nützliches Feature für die „out-of-office“-Arbeit ist die VPN-Einwahl in das Firmennetz, welche die Möglichkeit bietet, über den Softclient so zu telefonieren (d.h. mit der „normalen“ Rufnummer), als wäre man gerade an seinem Arbeitsplatz.